COPSY-Studie: Belastung weiterhin hoch, aber leicht rückläufig.

Das Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat am 09.02.22 die Ergebnisse der dritten Befragungsrunde der COPSY-Studie (Corona und Psyche) vorgestellt. Die COPSY-Studie ist die erste bevölkerungsbasierte Längsschnittstudie in Deutschland. Auch international gibt es nur wenige Untersuchungen dieser Art.

Die erste Befragungsrunde fand von Mai bis Juni 2020 statt. Wie in den folgenden Befragungsrunden ging es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Dazu wurden im ersten Schritt mehr als 1.000 11- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche sowie 1.500 Eltern von 7- bis 17-Jährige online befragt.

Die Befragung umfasste Fragen zum Umgang der Kinder mit der Pandemie, Fragen zur Schule, zu Freunden und zur Familie, zu psychischen Problemen wie Ängsten und Depressionen und zu psychosomatischen Beschwerden. Das Familienumfeld, der Medienkonsum und Ernährungsgewohnheiten wurden ebenfalls einbezogen.

Das Ergebnis der 1. Runde: „71 % der Kinder und Jugendlichen und 75 % der Eltern fühlten sich durch die erste Welle der Pandemie belastet. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie gaben die Kinder und Jugendlichen eine geminderte Lebensqualität an, der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten hat sich in etwa verdoppelt und ihr Gesundheitsverhalten hat sich verschlechtert. Sozial benachteiligte Kinder erlebten die Belastungen durch die Pandemie besonders stark.“

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Die zweite Befragungsrunde der COPSY-Studie fand von Dezember 2020 bis Januar 2021 statt. Auch hier waren die Ergebnisse alarmierend: „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen.“

Besonders auffällig: „Zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie und doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Befragung machen überhaupt keinen Sport mehr. (…) Gleichzeitig verbringen die Kinder mehr Zeit vor digitalen Endgeräten als im Frühsommer 2020 und ernähren sich ungesünder.“

Die dritte Befragungsrunde kommt zum Ergebnis, dass trotz geöffneter Schulen und zugänglicher Freizeitangebote die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich durch die Corona-Pandemie psychisch belastet fühlen, weiterhin hoch ist.

Auch wenn sich das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen leicht verbessert hat, leiden noch immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Auffälligkeiten als vor der Pandemie. Und wie in den vorherigen Befragungen sind die Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien besonders betroffen.

Sport ist ganz wesentlich für das psychische und physische Wohlbefinden.

Professorin Ulrike Ravens-Sieberer

Zu den positiven Aspekten, die die dritte Befragungsrunde aufgedeckt hat, gehören der leichte Rückgang des Medienkonsum sowie der Anstieg bei den sportlichen Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen.

Wie wichtig Sport für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist, betonte Professorin Ulrike Ravens-Sieberer (Leiterin der COPSY-Studie) bereits bei der Präsentation der Ergebnisse der zweiten Befragungsrunde: „Sport ist ganz wesentlich für das psychische und physische Wohlbefinden. Neben der für die gesunde Entwicklung so wichtigen Bewegung treffen Kinder und Jugendliche beim Sport auch ihre Freunde, lernen, sich in eine Mannschaft einzuordnen und mit Konflikten, Siegen und Niederlagen umzugehen“.

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